Der Pomeranzengarten am Leonberger Schloss

Pomeranzengarten in Leonberg
Pomeranzengarten in Leonberg | ©: www.stuttgart-informationen.de

Er ist ein wiederauferstandenes Kleinod aus der Renaissance, der zum Schloss Leonberg gehörende Pomeranzengarten. Erstmals entworfen und ausgeführt vom Hofbaumeister Heinrich Schickhardt im Jahr 1609, orientierte sich dieser bei der Gestaltung an italienischen Vorbildern, wozu auch Südfrüchte wie die Pomeranze oder Bitterorange gehörten, was dem Garten schließlich seinen Namen gab.

Pomeranzengarten in Leonberg
Pomeranzengarten in Leonberg | ©: www.stuttgart-informationen.de

Wer heute dem Pomeranzengarten am Leonberger Schloss einen Besuch abstattet, findet nach wie vor kleine Bäume mit Pomeranzen, jedoch nur in der warmen Jahreszeit, denn die empfindlichen Pflanzen werden im Winter frostsicher verwahrt. Die Gartenanlage feiert ein zweites Leben. Zwischenzeitlich, ab etwa dem 19. Jahrhundert, wurde aus dem Gesamtkunstwerk eine Kleingartenanlage. Erst in den 1970er-Jahren wurde der Garten schrittweise wieder rekonstruiert und konnte ab 1980 der Öffentlichkeit in fast identischer Form zum Original von vor über 370 Jahren zugänglich gemacht werden.

Exakte Geometrie, gepaart mit fast wilder Blütenpracht

Der leicht abfallende Garten teilt sich in zwei Segmente auf, die unterhalb des Schlosses parallel zu dessen Front angeordnet sind. Zwischen den Segmenten mit ihren eingefassten Beeten befindet sich ein Brunnen. An allen vier Ecken des Gartens stehen kleine Pavillons, die Wehrtürmen nachempfunden sind. Niedrige Balustraden rund um die beiden Segmente symbolisieren die Abgeschlossenheit des Gartens gegen die Außenwelt, aber eben nur symbolisch. Hier liegt auch der größte Unterschied zwischen italienischen Gärten der Renaissance zu Schlossgärten aus dem mittel- und norddeutschen Raum, die zu dieser Zeit tatsächlich abgeschlossen waren.

Pomeranzengarten in Leonberg
Pomeranzengarten in Leonberg | ©: www.stuttgart-informationen.de

Die ganze Pracht seiner Schönheit zeigt der Leonberger Pomeranzengarten natürlich im Frühling und im Sommer, wenn die Blumen und Sträucher in voller Blüte stehen. Dann bieten sich je nach Standort sehr unterschiedliche Blickwinkel. Die Geometrie der Beet-Einfassungen sorgt wiederum für geordnete Sichtachsen. Wenn dann noch die Pomeranzenbäume blühen, kommt deren starker Duft hinzu, um daran zu glauben, sich im Garten Eden zu befinden, wie ihn sich die damalige Schlossherrin, Herzogin Sibylla von Württemberg, wünschte.

Die Herzogin und ihr Garten der Alchemie

Sibylla von Anhalt heiratete ihren Mann, Friedrich I, Herzog zu Württemberg, im Alter von 16 Jahren und gebar in den folgenden 15 Jahren 15 Kinder. Nach dem Tod des Herzogs zog sich Sibylla aus der Stuttgarter Residenz auf ihren Witwensitz Schloss Leonberg zurück. Die schon immer an Pflanzenheilkunde und Alchemie interessierte Frau ließ den Pomeranzengarten nicht nur der Schönheit wegen errichten. Sie züchtete selbst Heilpflanzen, darunter eben auch die Pomeranze. Der Schlossgarten wurde zum Ausgleich für die zurückliegenden Ehejahre, die alles andere als glücklich waren.

Altstadt in Leonberg
Altstadt mit einigen Cafes in Leonberg | ©: www.stuttgart-informationen.de

Heute zeigt sich der Pomeranzengarten Leonberg mit jährlich wechselnder Bepflanzung, abgesehen von ein paar Stammpflanzen wie der Pomeranze und mehrjährigen Sträuchern. Neben dem Garten selbst ist auch dessen Umgebung recht reizvoll. Etwa der große Spielplatz in der Nähe oder die begehbaren Schach- und Mühlespielfelder rechts vom Garten. Auch die Altstadt Leonbergs mit ihrer imposanten Kirche und wunderschön restaurierten Fachwerkhäusern sind jederzeit einen Besuch wert.

Der Garten ist ganzjährig geöffnet bei kostenlosem Eintritt. Er ist jedoch nicht barrierefrei. Beste Besuchszeiten sind von April bis September Das oberhalb des Gartens liegende Schloss kann nicht besichtigt werden.

Mai 2024

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