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Stand-Seilbahn Stuttgart Quelle: Dieter Poschmann / pixelio.de
Ein beeindruckendes Relikt aus der Vergangenheit, das trotzdem heute noch sein angedachten Zweck voll und ganz erfüllt, ist die Stuttgarter Standseilbahn. Sie verbindet den Südheimer Platz im Stuttgarter Stadtteil Heslach mit dem Waldfriedhof in Stuttgart-Degerloch, was eine Fahrstrecke von gut 500 m ergibt. Beide Stationen werden jeweils direkt angefahren, es gibt also keine Zwischenhaltestellen.
Zur Geschichte der Standseilbahn: Erbaut in den Jahren 1928/1929, sollte die Standseilbahn die sogenannte „Omnibuslinie W“ (das „W“ steht in diesem Fall für „Waldfriedhof“) ersetzen. Der Grund: Der Höhenunterschied zwischen Tal- und Bergstation beträgt immerhin circa 85 m, die damaligen Omnibusse konnten diesen nur relativ schwerlich überwinden. Durch die Konstruktion einer Standseilbahn sollte dieses Problem behoben werden.
Ein absolutes Novum stellte zu dieser Zeit die vollautomatische Betätigung der Seilbahn dar. Während bei anderen Seilbahnen jeweils mindestens ein Maschinist mitfahren musste, der die komplizierte Technik bedient, verkehrte die Stuttgarter Standseilbahn von Anfang an vollautomatisch zwischen Berg- und Talstation. Lediglich ein bis zwei Wagenbegleiter befanden sich regelmäßig mit auf der Strecke, vorrangig um die Fahrkarten zu verkaufen sowie einige Steuerungseinrichtungen zu betätigen.
Bereits 1930, im ersten Betriebsjahr der Stuttgarter Standseilbahn, erwies sich diese als großer Erfolg. Sie verzeichnete fast 700.000 Fahrgäste. Auch in den Jahren darauf hielt die Nachfrage beständig an, heute liegt die Anzahl an Fahrgästen pro Jahr allerdings bedeutend niedriger. Trotzdem nutzen viele Stuttgarter auch heute noch die Standseilbahn als ganz normales Verkehrsmittel. Dazu trägt auch bei, dass diese an den regulären ÖPNV-Tarif angeschlossen ist, sie kann also mit jeder normalen Fahrkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel in Stuttgart genutzt werden.
Die Stuttgarter Standseilbahn besteht seit ihrer Eröffnung lediglich aus zwei Waggons. Diese sind zum größten Teil aus Holz gefertigt, damals verwendete man aus Kostengründen für die Außenflächen Teakholz, während die Inneneinrichtung vorwiegend aus Mahagoni gefertigt ist. Man kann sich heute kaum noch vorstellen, dass diese Hölzer zur damaligen Zeit in Deutschland deutlich günstiger als andere Holzarten waren. Jeder Waggon ist knapp 10 m lang und wiegt 7,8 t. Insgesamt verfügt ein Waggon über 74 Plätze, wovon 22 als Sitzplätze ausgewiesen sind.
Auffallend an der Stuttgarter Standseilbahn ist der sehr gute Erhaltungszustand der Waggons. Aufgrund dieser guten Pflege erhielten die Stuttgarter Straßenbahnen AG im Jahr 2007 den Denkmalschutzpreis des Bundeslandes Baden-Württemberg. In diesem Zusammenhang ist allerdings zu erwähnen, dass einer der Waggons im Jahr 1999 durch einen Orkan in Verbindung mit einem umstürzenden Baum relativ stark beschädigt wurde. Dies nahm der Betreiber zum Anlass, den Waggon originalgetreu zu restaurieren. Außerdem waren in den Jahren 2003 und 2004 zahlreiche Umbaumaßnahmen notwendig, damit die alten Waggons den neuen EU-Sicherheitsrichtlinien entsprachen und somit der Fahrbetrieb aufrechterhalten werden konnte.
Für Gäste und Touristen in Stuttgart ist eine Fahrt mit der Standseilbahn ein sehr schönes Erlebnis. Sie verkehrt täglich zwischen 9:00 Uhr morgens und 17:50 Uhr am Nachmittag, lediglich in den Wintermonaten erfolgt der Betriebsschluss bereits um 17:10 Uhr. Länger als 20 Minuten muss in der Regel niemand auf die Bahn warten, in der Sommerzeit bzw. bei übergroßem Andrang werden die Fahrintervalle in der Regel noch kürzer gehalten.
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